Eine Woche drehte sich in der Gustav-Werner-Schule alles ums…
Bücher schreibt man mit dem Hintern
Ein aufmerksames und wissbegieriges Publikum hatte der Autor Manfred Mai bei seiner Lesung in der Gustav-Werner- Schule.
»Eine Woche lang war der Stundenplan außer Kraft gesetzt. Da wurde die ganze Zeit gelesen«, erzählt Ralf-Michael Röckel, Rektor der Gustav-Werner-Schule. Während der so genannten Frederikwoche stand wieder einmal das Medium Buch im Vordergrund. In Walddorfhäslach heißt das auch immer: Es kommt ein namhafter Kinder- und Jugendbuchautor in die Schule. Diesmal war es Manfred Mai.
Über 150 Bücher hat er geschrieben. Die Minutengeschichten gehören dazu. »Leonie, der Jungenschreck« ebenso wie »Mama hat heut’ frei« oder die sehr unterhaltsamen Geschichtsbücher für Jugendliche. Manfred Mai, der Autor aus Winterlingen auf der Alb, ist ein Vielschreiber. In Walddorfhäslach hat er eine große Kiste mit Büchern dabei. Aber es ist nur eine kleine Auswahl aus seinem selbstgeschriebenen Geschichten-Fundus. Die Schüler, die erwartungsvoll wie aufgeregt warten, bis der Autor ihnen ein paar Zeilen vorliest, kennen schon viele von Mais Büchern.
Aber zuerst dürfen die Erst- und Zweitklässler Fragen stellen. Und Mai verliert gleich den Überblick, so viele Finger werden gestreckt. Die Kleinen wollen alles Mögliche von dem Geschichtenschreiber wissen. Wie lange er an einem Buch schreibt, wann er morgens aufsteht und ob er nicht müde wird vom vielen Schreiben. Mai beantwortet geduldig alle Fragen, auch wenn die Kleinen sich in ihrer Neugier kaum noch bremsen können.
Manchmal falle es ihm schon schwer, so lange am Schreibtisch zu sitzen, vor allem, wenn das Wetter draußen so schön ist, gibt Mai zu. Aber er halte es mit einem bekannten Autoren, der einmal gesagt habe: »Bücher schreibt man mit dem Hintern.« Das heißt, man brauche viel Geduld und ein gutes Sitzfleisch zum Bücher-Schreiben.
Doch nicht nur das Hinterteil ist wichtig, man benötigt auch viel Fantasie. Und die scheint Mai nie auszugehen. In der Gustav-Werner-Schule liest der Winterlinger aus seinem Buch »Nur für einen Tag« vor, in dem Anna und ihr Papa für einen Tag einmal die Rollen tauschen. Er geht in die Schule und seine Tochter ins Büro. Die Kinder hören gespannt zu und amüsieren sich köstlich, auch als Mai das Witz-Gedicht vom Schneidermeister Schnippel-Schnappel vorträgt. Was das Lesen angeht, war eine Woche viel los in der Gustav-Werner-Schule.
Während die Grundschüler sich auf Bilderbücher und die Geschichten von Manfred Mai und Paul Maar konzentrierten, beschäftigen sich die Hauptschüler in erster Linie mit dem Lesen der Tageszeitung und wählten als Lektüre den Reutlinger General-Anzeiger.
Außerdem galt ihr Augenmerk auch der Vorbereitung auf den Beruf. Und die Achtklässler suchten Texte und Gedichte für den Volkstrauertag aus, den sie zusammen mit dem Posaunenchor gestalten werden. Wer keine Lesekompetenz besitze, zeige letztlich Schwächen in allen Fächern, sagt Röckel. Man könne deshalb nicht früh genug damit beginnen, die Kinder zum Lesen zu bringen.
In der Frederikwoche sollte auch der Jugendbuchautor Dr. Frieder Stöckle in der Schule lesen. Doch der war krank und musste absagen. Die Lesung wird in der Woche nach den Herbstferien nachgeholt. (GEA)