Flagge zeigen gegen Unterdrückung
Menschenrechte – Erinnerung an die Besetzung Tibets durch China
Am Mittwoch zeigten die Drittklässler der Gustav-Werner-Schule Flagge für Tibet. Sie erinnerten damit an die Besetzung des Landes am Himalaja durch China und den Aufstand der Tibeter am 10. März 1959. »Man kann nicht früh genug über Themen wie Unterdrückung und politische Verfolgung reden«, kommentierte Rektor Ralf-Michael Röckel die gut vorbereitete Aktion der Grundschüler.
Die Drittklässler hatten sich mit den Lehrerinnen Ingeborg Heimbürger-Röhrle und Sylvia Holder intensiv mit Tibet befasst. Was sie alles über das Land gelernt hatten, stellten sie am Mittwoch den Schülern der Klassen fünf bis acht vor. Sie zeigten beeindruckende Fotos des Landes auf dem »Dach der Welt«, berichteten über den Alltag der Menschen und das Leben der buddhistischen Mönche und vor allem über die Kinder, die »die Hoffnung für Tibet sind«. Für den geschichtlichen Hintergrund sorgte Heimburger-Röhrle. Sie erklärte den Schülern, was 1949 geschah. Damals besetzten die Chinesen mit ihren Truppen Tibet. In einem Abkommen sollte Teilen des Landes eine gewisse Autonomie zugestanden werden. Doch es kam anders. »Die Rechte der Tibeter wurden immer mehr eingeschränkt«, sagt Heimburger-Röhrle.
Als die Chinesen schließlich 1959 das politische und geistliche Oberhaupt der Tibeter, den Dalai Lama, verhaften wollten, kam es zum Aufstand, den die Chinesen blutig niederschlugen. Laut Ingeborg Heimburger-Röhrle kamen dabei über 87 000 Menschen ums Leben. Der Dalai Lama indes konnte über die hohen Berge fliehen.
Inzwischen seien die Tibeter eine Minderheit im eigenen Land, erzählte die Lehrerin. Die Chinesen siedelten eigene Leute an. Heute leben in dem Gebiet acht Millionen Chinesen und nur noch sechs Millionen Tibeter.
Das Land werde auch massiv ausgebeutet. So seien die Wälder inzwischen fast gänzlich abgeholzt worden, was zu Erosion und, was noch viel schlimmer ist, auch zu Überschwemmungen in Bangladesch geführt habe. Mit einer kleinen Foto- und Bilderausstellung gedachten die Schüler des Jahrestages des Aufstands. Außerdem hissten sie am Eingang der Schule die tibetische Flagge.
Die Farben Tibets wehten auch auf dem Metzinger Rathaus – auf Anregung von Oberbürgermeister Dr. Ulrich Fiedler wollte die Metzinger Stadtverwaltung auf die prekäre Lage der Tibeter im eigenen Land aufmerksam machen.
Auch die Stadt Tübingen beteiligt sich seit 1999 an dieser symbolischen Aktion und hisst – jeweils reihum an einem der städtischen Gymnasien – die Flagge Tibets. Und so wehte diesmal die Fahne bei der Geschwister-Scholl-Schule.
»Wenn Mütter ihre Kinder über das höchste Gebirge der Welt ins Exil schicken, ohne zu wissen, ob sie einander je wiedersehen, kann etwas in Tibet nicht stimmen«. Mit diesen Worten leitet die Regisseurin und Schriftstellerin Maria Blumencron ihren Dokumentarfilm »Zu Fuß über den Himalaja« ein. Und mit diesen Worten, die zu dem Anlass nicht besser hätten passen können, erinnerte Barbara Krahl vom Kirchentellinsfurter Förderkreis Patenschulen an die Unterdrückung der Tibeter – und bald wehte auch auf dem Kirchemer Rathausplatz wieder einmal die Flagge Tibets.
Besonderheit in diesem Jahr: Die »Zeremonie« fand im Beisein nepalesischer Gäste statt, die gerade auf Einladung des Förderkreises in Deutschland zu Besuch sind.
In Nepal leben seit Jahrhunderten besonders in den hohen Bergregionen des Himalaja, tibetstämmige Menschen. Viele ihrer Kinder finden inzwischen Aufnahme in einer der drei Schulen in Nepal, die der Kirchentellinsfurter Förderkreis durch Patenschaften und durch Spendengelder unterstützt.
»Wir hissen diese Flagge, die die Tibeter in ihrem Land selbst nicht mehr hissen dürfen«, sagte Barbara Krahl, um dann fortzufahren: »Wir vergessen dabei aber nicht alle anderen Völker dieser Erde, die verfolgt und in ihrer Kultur bedroht sind und deren Menschenrechte mit Füßen getreten werden.« (GEA)