Sinnvoller »Frühstart« in die Berufswelt
Kooperation – Walddorfhäslachs Gustav-Werner-Schule will eine ganze Reihe an Partnerschaften abschließen
Nach der Schule gleich ein Ausbildungsplatz. Das ist das Ideal. Vor allem für Hauptschüler. Um dieses Ideal zu erreichen, müssen beide Seiten, Schulen und Betriebe, eng miteinander kooperieren. Diese Kooperation wird nun auch von der Landesregierung und den Wirtschaftsverbänden gestärkt. Mit dem Ziel: Jede Schule soll mindestens einen Betrieb als Bildungspartner haben. Die Gustav-Werner-Schule in Walddorfhäslach ist da schon weiter: Sie will gleich mit bis zu 80 Betrieben eine Bildungspartnerschaft eingehen.
Die Aktion der Landesregierung wird von der Handwerkskammer wie auch von der Industrie- und Handelskammer in Reutlingen vorangetrieben. Die Betriebe bieten Schnuppertage und Praktika für die Schüler an. Auszubildende kommen in die Schulen und berichten über ihren Alltag. Und die Chefs zeigen den Schülern, wie man sich richtig bewirbt.
»Alle Schulen und Betriebe fixieren ihre Kooperation in einer schriftlichen Vereinbarung«, erklärte jetzt Joachim Eisert, Hauptgeschäftsführer der Reutlinger Handwerkskammer, bei einem Pressegespräch in der Gustav-Werner-Schule. Eine formale Anforderung, die wichtig sei. Für große Betriebe ist dies kein Problem, nur für kleinere stellt die Vereinbarung eine Hürde dar.
Die Handwerkskammer setzt deshalb auf Verbundlösungen. Mehrere kleinere Betriebe könnten bei einer Bildungspartnerschaft mit einer Schule kooperieren und im Turnus jeweils einen Schüler im Praktikum betreuen.
Die Bildungspartnerschaften sind für beide Seiten von Vorteil. Die Schüler lernen schon während ihrer Schulzeit viele Berufe und die Betriebe ihren potenziellen Nachwuchs kennen. »Es gibt offene Stellen, aber die Betriebe finden keine geeigneten Bewerber«, berichtete Michaela Lundt, die bei der Handwerkskammer die Bildungspartnerschaften betreut und vermittelt.
Die Vereinbarungen für die Bildungspartnerschaften sind freiwillig und nicht bindend. Laut Lundt wurden im Handwerkskammerbezirk bereits 37 davon unterzeichnet, 23 stehen noch aus. Und dazu kommen nun noch 40 Vereinbarungen allein von der Gustav-Werner-Schule. »Was Rektor Ralf-Michael Röckel mit seinen Kollegen erreicht hat, darauf können sie stolz sein«, meinte Lundt.
Der Auffassung ist auch Walter Hermann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer in Reutlingen. Die Gustav-Werner-Schule sei ihrer Zeit voraus, sagte er. Schon seit 2003 arbeitet die Hauptschule eng mit den Gewerbetreibenden im Ort und in der Umgebung zusammen. In den vergangenen Jahren konnte die Schule alle ihre Abgänger unterbringen: in eine Lehrstelle oder an eine weiterführende Schule. Am Mittwoch, 1. Dezember, wollen Schule und Gewerbetreibende die ersten Bildungspartnerschaften unterzeichnen. Dabei geht es nicht nur um die 40 aus dem Bezirk der Reutlinger Handwerkskammer, sondern auch um die 40 aus dem Bereich der Industrie- und Handelskammer. Was die Kooperation zwischen Schule und Gewerbetreibenden angehe, sei die Gustav-Werner-Schule schon immer eine Vorzeigeschule gewesen, »beispielgebend für andere«, betonte Herrmann.
Auch die Landesregierung stehe jetzt hinter den Bildungspartnerschaften. Hermann: »Sie werden nun viel ernster genommen als bisher.« (GEA)