Für Käpsele und Träumerle
Die neuen GMS in Walddorfhäslach und Bad Urach feiern den Start ihre Fünftklässler
Großer Bahnhof für kleine Schüler: In Walddorfhäslach und Bad Urach sind gestern die beiden Gemeinschaftsschulen im Landkreis Reutlingen gestartet. Die neuen Fünfer wurden in der Gustav-Werner- und in der Barbara-Gonzaga-Gemeinschaftsschule feierlich begrüßt.
Wo man normalerweise Schultüten im Arm erwartet, sitzen nun Kinder mit blauen Ordnern in der Hand. Schnell wird klar: Vieles ist anders bei der diesjährigen Fünftklässlereinschulung in Waldoffhäslach. Dort startete mit neuem pädagogischen Konzept eine der ersten Gemeinschaftsschulen des Landes. In einem bunten Festakt begrüßte Schulleiter Ralf-Michael Röckel seine neuen Schützlinge unter dem Motto »Lernen neu denken«. Anschließend wurden die Neulinge in Lerngruppen eingeteilt, erhielten zum Start ihr persönliches Lerntagebuch und werden in Zukunft auch das Fach »Zirkus« belegen können.
Über den Start des Pilotprojekts der grün-roten Landesregierung zeigte sich der Landtagsabgeordnete Thomas Poreski erfreut. In seinem Grußwort betonte der Grünen-Politiker, dass man hierbei keinesfalls wilde Experimente anstelle, sondern von den finnischen PISA-Gewinnern ein bewährtes Erfolgskonzept übernehme: »Dies ist eine Schulform für alle Lerntypen – für Käpsele und Träumerle«.
Bürgermeisterin Silke Höflinger erläuterte, dass das Kollegium bereits in der Vergangenheit durch seine spielerischen Ansätze ganzheitliches Lernen ermöglicht habe. Sie zweifle daher nicht am Erfolg der Gemeinschaftsschule in ihrem Ort. Röckel selbst lässt daran ebenfalls keine Zweifel aufkommen: »Meine Kollegen und ich sind besessen. Wir haben diesen Tag herbeigesehnt«.
Identische Worte in Bad Urach: »Jetzt ist er endlich da, dieser lang erwartete Tag«, sagt Mathias Kessler, der Schulleiter der Bad Uracher Barbara-Gonzaga-Gemeinschaftsschule. Seit er sich Gedanken über die Schule mache, stelle er sich eine Schulform vor, in der Schüler so fürs Leben lernen, wie es jetzt in der Gemeinschaftsschule vorgelebt wird. »Es wird Zeit, sich zu bewegen, höchste Zeit, dass was passiert«, ergänzen ihn die Sechstklässler in einem Lied.
»Das berühmte Jahr Null«, sagt Hannelore Gloger von der Stabsstelle »Gemeinschaftsschulen, Schulmodelle und Inklusion« im Kultusministerium zu den Uracher »Pionieren einer vollkommen neuen Schulart«. Die Schule habe schon beachtliche Vorleistungen erbracht, lobt sie. »Ich bin mir sicher, dass die Gemeinschaftsschule ein Erfolgsmodell sein wird.« Zum Start zauberte sie aus ihrer Schultüte ein Lehrbuch für den Schulleiter, Schokolade für die Pädagogen (»falls Sie mal durchhängen«), Gummibärchen für die Schüler und ein Fläschchen Baldrian-Tropfen – sollte am Anfang nicht alles reibungslos laufen.
»Sollte der Baldrian ausgehen, ist über das Schul-Budget eine zweite oder dritte Flasche drin«, scherzt der Uracher Bürgermeister Elmar Rebmann, der stolz darauf ist, dass die Kurstadt zu einer der 40 Starterschulen im Land gehört. »Wir freuen uns und sind sehr gespannt darauf«, so Rebmann, »die Grundvoraussetzungen für den Erfolg haben wir geschaffen.« (GEA)