Mehr Unterricht am Computer
Gemeinschaftsschule –
Gemeinde und Spenden von Gewerbetreibenden sorgen für EDV an der Gustav-Werner-Schule
VON VEIT MÜLLER
WALDDORFHÄSLACH. Wenn es nach dem Bildungsplan für die Schulen im Land geht, sollten die Schüler im Unterricht in allen Fächern auch am Computer arbeiten können. Das gilt natürlich genauso für die Gustav-Werner-Gemeinschaftsschule in Walddorfhäslach. »Vokabeltrainer, CAD-Programme, Bewerbungsschreiben«, nennt Konrektor Norbert Fehrle nur ein paar Beispiele, wo die Computertechnik eingesetzt werden sollte. Doch es fehlte bisher an Geräten und der EDV-Infrastruktur. Das wird sich bald ändern, und dabei geht die Schule wieder einmal einen eigenen Weg. Bund und Länder haben Hilfen bei der Digitalisierung der Schulen versprochen. In der Gustav-Werner-Schule ist davon bisher noch nichts zu sehen. Auch in dieser Woche trat die Bundesbildungsministerin Johanna Wanka wieder auf die Investitionsbremse.
Die Walddorfhäslacher wollten aber nicht mehr länger warten, »wir wollen den Bildungsplan erfüllen«, sagt Rektor Ralf-Michael Röckel selbstbewusst. Er nutzte seinen guten Draht zu den Betrieben und Unternehmen in Walddorfhäslach und Umgebung, die auch immer wieder Praktikumsstellen für die Walddorfhäslacher Gemeinschaftsschule zur Verfügung stellen. Und das Ergebnis war schnell sichtbar. In den vergangenen Gemeinderatssitzungen wurden fast jedes Mal zu Beginn die Spenden der Gewerbetreibenden für die EDV-Ausstattung der Schule verlesen. So hat Röckel inzwischen knapp 10 000 Euro für Laptops eingesammelt. Doch dies war nur der Beginn. Die Gemeinde kam dazu und investiert nun nach einem einstimmigen Gemeinderatsbeschluss eine größere Summe in die EDV-Infrastruktur der Gustav-Werner-Schule. Bürgermeisterin Silke Höflinger spricht von 50 000 Euro für 32 Laptops, 24 Computer und die Installation von Server und W-Lan. Außerdem darf die Schule die Spendengelder behalten und frei für die Computertechnik verwenden. Röckel schätzt, dass so, möglicherweise mit guten, gebrauchten Geräten, noch einmal 30 Laptops dazu kommen. Über die Abschreibungen kommen für die Erneuerung der EDV-Ausstattung nach Schätzung von Höflinger alle drei bis vier Jahre noch einmal 12 000 bis 15 000 Euro dazu.
»Vokabeltrainer, Konstruieren, Bewerbungsschreiben: alles am Computer« §§ Als die Gustav-Werner-Schule noch Grund- und Hauptschule war, verfügte sie über einen Computerraum mit 13 Arbeitsplätzen für Schüler und einen für den Lehrer, wie Fehrle erzählt. Schon damals sei es nicht einfach gewesen, die einzelnen Klassen im engen Stundenplan immer teilnehmen zu lassen. Mit der Umwandlung in eine Gemeinschaftsschule war dieses Modell obsolet. Die Gustav-Werner-Schule hat inzwischen die Schülerzahlen vervielfacht. Derzeit gehen in die Gustav-Werner- und die angeschlossene Römerwegschule in Häslach insgesamt 470 Schülerinnen und Schüler. Im kommenden Schuljahr werden es gut 520 sein. Schon bei der Umwandlung der Schule sprachen deshalb die Gemeinde als Schulträger und das Schulleitungsteam mit dem Architekten über die zukünftige Computerausstattung. Der erste Gedanke war die Schaffung von mehreren Computerräumen.Doch alle Beteiligten einigten sich schließlich auf eine andere Lösung: ein Schulserver, Laptops, PCs und W-Lan. Damit braucht die Gemeinschaftsschule in ihrem gerade fertiggestellten Neubau keine eigenen Computerräume mehr, sondern kann die sechs Klassenzimmer jeweils bei Bedarf über W-Lan-Technik zu Computerräumen machen. Dabei stellte sich die Frage: Wie viele Computer braucht man für die Gemeinschaftsschüler? In den noch nicht veröffentlichten Schulplänen im Land ist von drei Computern pro Klasse die Rede. Doch die reichen nicht aus, um ein effektives Arbeiten zu ermöglichen, ist die Meinung der beiden Schulleiter Fehrle und Röckel. In Walddorfhäslach ergibt sich deshalb bald ein völlig anderes Bild. Allein schon mit der Investition der Gemeinde, die noch in diesem Schuljahr umgesetzt werden soll, können fünf Gemeinschaftsschüler einer Klasse an einem Gerät arbeiten. Was schon oberer Standard sei, betont Höflinger. Als Vergleich nennt sie Pliezhausen. Die dreizügige Gemeinschaftsschule dort verfüge nicht über mehr Geräte. Mit den gespendeten Laptops der Gewerbetreibenden kann die Walddorfhäslacher Gemeinschaftsschule die Arbeit am Computer aber noch ausweiten. Dadurch können zwei bis drei Schüler pro Klasse auf einen Laptop zugreifen. »Das ist schon mehr als optimal«, meint Höflinger. §§ »Die Schulen müssen endlich entsprechend ausgestattet werden«
Nicht optimal finden Höflinger, Röckel und Fehrle dagegen, dass die Politik ihre großen Versprechungen noch nicht erfüllt hat. »Wir zahlen deshalb nun die Zeche«, sagt Höflinger. Die Politik müsse endlich in Gang kommen und dafür sorgen, dass die Gelder für die Digitalisierung der Schulen fließen. »Die Schulen müssen endlich entsprechend ausgestattet werden«, fordert auch Fehrle. Denn klar ist für die Walddorfhäslacher auch: »Das Spendenaufkommen für die Laptops war jetzt eine einmalige Sache«, betont Röckel, aber auch »ein ganz normaler Vorgang«, fügt er hinzu. Es war in jedem Fall ein gelungenes Beispiel für Drittmittelwerbung. (GEA)